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Eiweißquellen in der Geflügelfütterung

Nach dem Getreide sind eiweißhaltige Rohstoffe die zweitgrößte Komponentengruppe im Geflügelfutter. Um den Eiweiß- bzw. den Aminosäurenbedarf der Tiere abzudecken wird im konventionellen Geflügelfutter eine limitierte Anzahl an Rohstoffen eingesetzt. Soja ist und wird auch in Zukunft die wichtigste Eiweißquelle im Geflügelfutter sein. Raps und Sonnenblumen sind die zweitwichtigsten Eiweißquellen, die im Geflügelfutter zum Einsatz kommen. In diesem Artikel geben wir einen Einblick auf die Rohstoffversorgung und beschreiben die Grenzen der Einsatzmöglichkeiten von alternativen Eiweißquellen im Geflügelfutter.

Rohstoffversorgung und Aussichten – Die Abhängigkeit Österreichs vom Weltmarkt

Besonders am Eiweißmarkt wurden seit Beginn der Corona Pandemie die Karten neu gemischt. Es war eine regelrechte Preisrally zu beobachten, die diverse Auslöser gehabt hat. Am Beispiel von Soja lässt sich die Macht der Spekulanten ganz gut erkennen, welche vermehrt in der Krise in Rohstoffe investiert haben. Auch neue Höchststände bei Gold deuten auf die verstärkten Aktivitäten der Investoren hin.

Aus Sicht des US Agrarministeriums, bleiben Angebot und Nachfrage bei Soja weiterhin knapp. So wird beispielsweise im USDA Bericht Juli 2021 der Importbedarf in China auf 102 Mio. Tonnen in der Saison 2021/22 geschätzt. Das entspricht einem Plus von 4 Mio. Tonnen zum Vorjahr. Im Vergleich dazu importiert die gesamte EU etwas 15 Mio. Tonnen Sojabohne und 17 Mio. Tonnen Sojaschrot. China dominiert somit weiterhin den Weltmarkt.

Der gentechnik-freie Sojamarkt hat sich seit einiger Zeit schon vom internationalen „konventionellen“ Soja losgelöst. Der Preisanstieg fällt auch hier massiv aus. Die Nachfrage in der EU nach gentechnik-freier Sojabohne ist gestiegen, bei einer geringeren Produktion in Brasilien und Rekordpreisen in Indien, ein schwieriges Unterfangen. Die Sojaproduktion der EU-27 wird nach heutigen Einschätzungen von 2,63 Mio. Tonnen auf 2,87 Mio. Tonnen steigen. Die Produktionserwartungen der Sonnenblumenkerne in der Europäischen Union wird deutlich über dem Vorjahr erwartet und beträgt derzeit 10,2 Mio. Tonnen für das Erntejahr 2021. Die Rapsproduktion in der EU wird um 400.000 Tonnen über dem Vorjahr gesehen. Obwohl die Ernteerwartungen höher ausfallen, wird die Nachfrage auch deutlich über dem Vorjahr gesehen.

Österreichische Produzenten nutzten den hohen Sojapreis und haben im Vergleich zum Vorjahr um etwa 10% mehr Bohne angebaut. Die Fläche für den Anbau von Raps in Österreich ist 2021 rückläufig und beträgt nur mehr 28.189 ha (2020: 31.732 ha). Der Anbaufläche von Sonnenblumenkernen konnte zu 2020 nur leicht in Österreich auf 24.827 ha gesteigert werden. Wie sich die Produktionsmengen der Ölsaaten weiter entwickeln bleibt mit Spannung zu erwarten.

Alles in allem bleibt die Abhängigkeit Österreichs vom Weltmarkt weiterhin groß. Die globale Nachfrage nach Eiweißprodukten ist sehr groß. Das Angebot dürfte aus heutiger Sicht die Nachfrage bedienen können, wobei die Versorgungsbilanz knapp bleibt. Korrekturen bei Produktionsmengen beispielsweise in den USA könnten schon massive Auswirkungen auf das Preisgefüge und die Versorgungslage haben. Daher wird auch bis Ende des Jahres weiterhin eine hohe Volatilität erwartet.

Einsatz von alternativen Eiweißquellen

Die Protein bzw. Aminosäurenversorgung des Geflügels wird in erster Linie durch Sojaextraktionsschrot gedeckt. Aus Sicht der Tierernährung sind es die ausgezeichneten Eigenschaften des Sojaextraktionsschrots – eine relativ hohe Verfügbarkeit, standardisierte Verarbeitungsmethoden und hohe Nährstoffverdaulichkeit. Um einerseits den Anteil sowie den Verbrauch von Soja zu reduzieren werden häufig Eiweißalternativen, wie Raps- oder Sonnenblumenextraktionsschrot eingesetzt. Hier gibt es jedoch einiges zu beachten. Ob bei Soja, Raps oder Sonnenblumen, ein wertbestimmendes Kriterium ist der Anteil an essentiellen Aminosäuren, der die Rohproteinqualität charakterisiert. Lysin, Methionin + Cystein, Threonin und Tryptophan sind dabei in der Regel erstlimitierend. Die Verdaulichkeit der Aminosäuren ist ein weiteres wichtiges Kriterium, die sowohl zwischen den Aminosäuren, als auch zwischen Eiweißquellen. Daher ist eine richtige Bewertung der Nährstoffgehalte und der Nährstoffverdaulichkeiten der einzelnen Rohstoffe maßgeblich für Erfolg oder Misserfolg verantwortlich.

Eiweiß- und Aminosäurengehalte von Extraktionsschroten

*Extraktionsschrot

 

Neben den niedrigeren Aminosäuren Gehalten und weniger günstigen Aminosäuren Profilen von Raps- und Sonnenblumenschrot wird die Einmischrate im Futter durch den Gehalt an antinutritiven Stoffen und Faser begrenzt. Bei Raps ist der Glucosinolatgehalt der begrenzende Parameter. Rapskuchen enthält mehr Glucosinolat als Rapsschrot. Gehalte können durch Hitzebehandlung verringert werden. Zu hoher Anteil an Rapsprodukten im Geflügelfutter führt zu einem Rückgang der Futteraufnahme, schlechter Leistung und weichem Kot. Maximale Einmischraten von Rapsschrot liegen bei 3 bis 7 % im Fertigfutter, abhängig von der Tierart, Alter der Tiere und der Produktform (pelletiert oder mehlig).

Sonnenblumenschrot hat sehr niederniedrige Energie- und Lysingehalte jedoch ist die Verdaulichkeit der Aminosäuren höher als bei Rapsextraktionsschrot und erreicht das Niveau von Sojaextraktionschrot. Limitiert wird der Einsatz von Sonnenblumenschrot durch den sehr hohen Rohfasergehalte (i.d.R. > 20 %). Sonnenblumenschrot kann bis max. 13% in Geflügelrationen gemischt werden, abhängig von der Tierart.

Durch den Einsatz alternativer Eiweißquellen im Geflügelfutter kann der Soja-Anteil in der Ration gesenkt werden. Der Einsatz dieser Rohstoffe ist jedoch begrenz und deren Wirtschaftlichkeit stark abhängig von den Aminosäurengehalten
und der Verdaulichkeiten.

Der Beitrag gibt die persönliche Einschätzung und Meinung der Autoren Michael Duspiwa, Einkaufsleiter Fixkraft und Leopold Jungbauer, Produktmanager Fixkraft.