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Fütterung der tragenden Zuchtsau – Einfluss auf die Entwicklung der Ferkel

Während der letzten Jahrzehnte hat sich die Wurfgröße vor allem durch genetische Selektion erhöht. Dies geht einher mit einem geringeren durchschnittlichen Wurfgewicht pro Ferkel und einer größeren Variation der Gewichte innerhalb eines Wurfes. Als Grundbasis für eine erfolgreiche Zuchtsauenhaltung braucht es ein optimales Fütterungsmanagement. Mit diesem sind gesunde und leistungsfähige Tiere sowie große und gesunde Würfe gewährleistet. Die Ernährung der Zuchtsau hat einen großen Einfluss auf die Qualität der Ferkel bzw. des Wurfes, d.h. Gewicht, Vitalität und Homogenität, was sich wiederum maßgeblich auf das Absetzen und die Aufzuchtleistung auswirkt. Zusätzlich sind einige Managementmaßnahmen in der Zuchtsauenhaltung entscheidend für den Erfolg. Wichtigster Grundsatz ist, den Bedürfnissen der Tiere in den verschiedenen Phasen gerecht zu werden und eine bedarfsgerechte Fütterung zu gewährleisten.

 

Fütterung der tragenden Sau

Während der Tragephase liegt der Fokus darauf, die Tiere mit ausreichend Futter und Nährstoffen zu versorgen. Nur so kann in der Sau eine adäquate Anzahl an Ferkeln mit einem akzeptablen Gewicht heranwachsen. Darüber hinaus müssen sich die Milchdrüsen gut entwickeln um eine optimale Versorgung der Ferkel mit Milch nach dem Abferkeln sicherstellen zu können. Zusätzlich sollen die Zuchtsauen bis zum Abferkeln ihr Zielgewicht und die optimale Körperkondition erreicht haben, um während der Laktation höchste Leistungen zu erzielen. Zwischen den Mahlzeiten soll die Sau nicht hungern, da dies zu Unruhe und Stress im Stall führen kann. Letzteres wirkt sich negativ auf die Entwicklung der Föten aus, führt sogar zu einer hohen Sterblichkeit der Föten. Ein hoher Rohfasergehalt des Futters, sowie der Einsatz von Heu kann hier Abhilfe schaffen. Studien haben gezeigt, dass sich darüber hinaus der Einsatz verschiedener Faserquellen mit unterschiedlichen Wirkungen (z.b.: Lignocellulosen) positiv auf die Darmgesundheit auswirkt.

Vor allem in der frühen Phase der Trächtigkeit spielt die Futteraufnahme eine sehr wichtige und zentrale Rolle. In der niedertragenden Phase müssen Körperreserven aufgebaut werden. Zudem müssen sich befruchtete Eier einnisten und die Föten gleichmäßig entwickeln. Dies stellt eine große Anzahl an Ferkeln mit einem möglichst ausgeglichenen Geburtsgewicht sicher. Bei Jungsauen kann eine hohe Futteraufnahme zu Beginn der Trächtigkeit die Sterblichkeit der Embryonen erhöhen. Dies hängt vor allem mit dem zirkulierenden Progesteron Gehalt zusammen. Auf der anderen Seite, müssen Sauen, die während der Laktation an Körpergewicht und Körperkondition verloren haben, diese am Anfang der Tragephase wiederaufbauen. Bei diesen Sauen ist auf eine extra Versorgung mit Nährstoffen wie Eisen, Selen, Vitamin A und Folsäure zu achten. Dies wirkt sich positiv auf die Entwicklung der Embryonen aus.

In der hochtragenden Phase, ca. ab dem 85. Trächtigkeitstag, nimmt das Wachstum der Föten stark zu. Entsprechend ist die Energie- und Aminosäurenversorgung um zehn bis 20 Prozent zu erhöhen, damit ein hohes Wurfgewicht erzielt werden kann. Der Energiehalt bzw. die Energieaufnahme ist zu beachten: eine übermäßige Energieversorgung der Tiere führt zu einer Verfettung, welche das Risiko für MMA erhöht.

Die Fütterung sowie das Fütterungsmanagement können sich positiv auf die Menge und Qualität des Kolostrums auswirken. Jede Maßnahme die gesetzt wird, soll sich positiv auf die Entwicklung der Milchdrüsen auswirken sowie die Kolostrum-Bildung steigern. Um eine maximale Kolostrum-Bildung zu erzielen, ist eine Überfütterung der Sauen während der Trächtigkeit zu vermeiden. Kurz vor dem Abferkeln kann durch eine gezielte Futter Restrektion ein Katabolismus, eine Mobilisierung von Nährstoffen aus dem Gewebe der Zuchtsau, ausgelöst werden. Dies wirkt sich nachweislich positiv auf die Kolostrum- und Milchproduktion aus. Dies soll, wie bereits beschrieben, ein deutlicher Unterschied in der Futtervorlage (Menge) zwischen Jung und Altsauen sein.

 

Auf diese Nährstoffe muss besonders geachtet werden

  • Aminosäuren: Der Bedarf an Aminosäuren ändert sich während der Tragezeit. Der Bedarf der niedertragenden Sauen bezieht sich hauptsächlich auf die Erhaltung und den Ansatz der Sau. Bei hochtragenden Sauen ändert sich der Bedarf aufgrund des starken Föten Wachstums und der Bildung der Milchdrüsen. Hier ändert sich auch das Aminosäuren Profil im Futter. Über das Aminosäuren Profil, bzw. höhere Gehalte an schwefelhaltigen Aminosäuren kann die Zusammensetzung des Kolostrums positiv beeinflusst werden.

 

  • Spurenelemente: diese sind nur in einem sehr geringen Maße im Körper vorhanden, spielen jedoch eine zentrale Rolle in der Physiologie der Tiere. Spurenelemente sind ein zentraler Bestandteil vieler Enzyme, die an allen wichtigen Prozessen im Stoffwechsel beteiligt sind. Essentielle Spurenelemente müssen über das Futter zugeführt werden. Hinsichtlich Immunsystem, Klauengesundheit, Fruchtbarkeit und Leistung sind für Zuchtsauen vor allem Zink, Selen, Kupfer und Mangan von großer Relevanz. In der Zuchtsauen Fütterung werden Spurenelemente vorzugsweise in organischer Form verfüttert, da diese eine bessere Verfügbarkeit haben.

 

Zusammenfassung

Ziel der Fütterung der tragenden Sauen muss es sein, in den ersten zwei Dritteln der Trächtigkeit die Entwicklung und Vitalität der Embryonen zu maximieren. Während der hochtragenden Phase liegt das Hauptaugenmerk auf der Entwicklung der Föten und den optimalen Transfer der Immunität von der Zuchtsau zu den Ferkeln. Durch gezielte Fütterungsmaßnahmen und -strategien in dieser Phase können diese Ziele erreicht werden und dadurch wird die Gesundheit und Vitalität der Ferkel gestärkt.

Leopold Jungbauer, Produktmanagement Schwein